Minervas Mäuseanekdote
„Einst kam die Wandermopsmaus Minerva an
dem Tempelchen, in dem sie gerade mit Muffin saß, vorbei. Da sie eine
sehr gebildete und weit gereiste Maus war, erkannte sie natürlich
direkt, dass diese Wohngegend sehr kultiviert war. Daher nahm sie ihr
kleines Mäuseproviantköfferchen fest zwischen die Zähnchen und
kletterte den steilen Weg zum Tempelchen hinauf.
Oben angekommen musste sie allerdings erschöpft feststellen, dass es
sich nicht nur um eine sehr kultivierte, sondern auch um eine sehr
beliebte Wohngegend handelte. Denn bevor sie das Tempelchen erreicht
hatte, wurde sie bereits von zahlreichen Artgenossen über den Haufen
gelaufen. Zudem gab es jede Menge langsame schleimige Schnecken die ihr
immer wieder den Weg versperrten, so dass sie eine ganze Weile
brauchte, um an ihr Ziel zu kommen.
Doch der Anblick des gewaltigen Bauwerks belohnte sie reichlich für
ihre Strapazen. Da es von unten betrachtet nämlich nur, wie ein
Miniaturmaus-Tempelchen ausgesehen hatte. Wenn man jedoch, als kleiner
Nager der sie nun einmal war, direkt vor den hohen Säulen des
kreisrunden Baus stand, konnte einem schon der Mäusemund offen stehen
bleiben.
Allerdings wollte Minerva nicht, dass man sie für eine ungebildete
Hausmaus hielt die noch nichts von der Welt gesehen hatte. Daher
krabbelte sie unauffällig, in eine der kleinen Mäuse-Wohnungen unter
dem milchweißen Marmor-Tempel und fiel sofort in tiefen Schlaf.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, widmete sie sich erst einmal ihrer
Mäuse-Morgentoilette, wobei sie sich gründliche Gedanken darüber
machte, wie sie an etwas zu knabbern kommen könne. Schnell stellte sie
fest, dass die Maus die dort das Sagen hatte, nur denen eine dauerhafte
Bleibe im Tempel gewährte, die ebenso kultiviert waren wie die
Wohngegend. Das ärgerte Minerva natürlich gewaltig ebenso wie die
unverschämte Art, mit der die Tempelmaus ihre Mitmäuse behandelte; das
half aber nix. Und so blieb ihr nichts anderes übrig als einen guten
Grund zu erfinden, um bleiben zu dürfen. Glücklicherweise hatte sie von
ihrem Großvater mütterlicherseits eine Staffelei, Leinwand, einige
Pinselchen, Farben und einen schicken Malerhut geerbt, womit sie sich
schließlich bewaffnete, um sich als: ‚Minerva - die Maler Maus vom
Monopteros’ auszugeben.
Den Namen ‚Monopteros’, wie sie das Tempelchen nannte, hatte sie in
einem großen schlauen Buch über Mäusetempelkunde - oder so ähnlich -
gelesen. Und da er sich so unheimlich gelehrt anhörte und so unheimlich
gut zu ihrem Namen passte, hatte sie ihn kurzerhand zu ihrem
Künstlernamen gemacht.
Nachdem die Obermaus schließlich damit einverstanden war, dass Minerva
in derTempelmausgemeinschaft ihrem künstlerischen Handwerk nachging,
begann diese auch gleich mit ihrem ersten Werk. Doch als sie am Abend
mit ihrem ‚Gemälde’ fertig war, war die Mäuseschar recht geteilter
Meinung, was den künstlerischen Ausdruck des Werks betraf. Einige
hielten es für gut gelungen, andere wiederum rümpften ihre kleinen
grauen Näschen, da sie nicht erkennen konnten was das Bild darstellen
sollte. Minerva hatte ihnen am Ende erklärt, dass sie den hohen Himmel
gemalt habe - das dachte sie zumindest. In Wirklichkeit hatte sie
lediglich das Innere der Tempeldecke abgepinnt. Daher sah man auf der
Leinwand der Maus keinen blauen Himmel mit weißen Schäfchenwolken,
sondern viele kleine Quadrate mit Blumen und Sternchen. Natürlich
merkte die hochgebildete Tempelobermaus sofort, dass Minerva den
falschen Himmel gemalt hatte und bekam beinahe einen Piepsanfall, als
sie das Werk sah.
Gekränkt trippelte Minerva zurück in ihre Wohnung und beschloss, dass
sie am nächsten Morgen ein besseres Motiv wählen würde, um die
kultivierten Mäuse vom Monopteros zu beeindrucken. Dafür stellte sie
sich am anderen Tag, noch vor Sonnenaufgang vor der beeindruckenden
Kulisse der großen Stadt - oder das, was sie dafür hielt – auf, und als
das Licht ihr gut genug erschien begann sie zu malen und hörte erst
wieder auf, als die Sonne in wundervollen Rottönen hinter dem Horizont
versank.
Leider fand sich für dieses Gemälde nicht einmal eine einzige Maus, die
darin etwas Besonderes erkennen konnte, und so erntete ‚Minerva die
Malermaus vom Monopteros’ auch für ihr zweites Werk nur Spott von der
Nagetiergesellschaft. Dummerweise hatte sie nämlich anstatt der
‚Skyline’ der großen Stadt, nur das Geländer des Tempelchens mit seinen
Büschen abgemalt. Und das was sie für die ‚Lichter der Stadt’ gehalten
hatte, entpuppte sich am Ende als gewöhnliche Glühwürmchen-Kolonie, die
wirklich nicht so Aufsehen erregend war.
Betrübt und erschöpft begab sie sich am Abend in ihr kleines einsames
Gemach. Dort erschien ihr im Traum auf einmal ihr hochgeschätzter
Großvater, der verehrte Maler Michelangelo-Maus.
Fröhlich begrüßte und ermunterte er sie, nicht aufzugeben, sondern
fleißig weiterzumalen auch wenn man sie verspottete, dann verschwand er
wieder in der Dunkelheit der Nachtschattengeschöpfe.
Ermutigt von diesen Worten setzte Minerva sich am nächsten Morgen
Großvater Michelangelos Malermütze auf die Ohren, schulterte ihre
Staffelei und machte sich frisch ans Werk. Als sie dabei kurz träumend
in den blauen Himmel blickte, flatterte ihr plötzlich ein
übermausgroßes Plakat vor die schmutzigen Künstler-Pfötchen.
Entrüstet darüber, dass die großen Geschöpfe so achtlos ihren Müll in
der Gegend umher warfen, sah sie sich das Bild schließlich genauer an.
Dabei stellte sie höchst erstaunt fest, dass auf dem Plakat Berge,
Kirchtürme, Kuppeln, Tore und prachtvolle Bauwerke abgebildet waren.
Nachdem sie sich vorsichtig umgeschaut hatte, um sicher zu gehen, dass
sie keines von den anderen Mausgesichtern beobachtete, begann sie nun
die Ansichtskarte die ihr zugeflogen war einfach abzumalen.
Und siehe da. An jenem Abend erntete Minerva keinen Spott, als sie ihr
Meisterwerk präsentierte. Und die kultivierte Obermaus war so
beeindruckt von dem einfallsreichen Gemälde, dass sie Minerva von da an
als persönliche Tempelmalermaus im Monopteros wohnen ließ.“
Mit diesen Worten beendete die kleine Mopsmaus ihre Geschichte. Dann
baute sie sich groß vor Muffin auf und fragte mit stolz geschwellter
Brust: „Und was meinst du, wer Minerva die Malermaus vom Monopteros
ist?“ Muffin schüttelte seinen wuscheligen Kopf und die Malermaus
erklärte gekränkt: „Ich! Ich bin die talentierte Malermaus, du dummes
Pelzgesicht.“
Muffin erzählt Shawn dem Schaf von
seinen italienischen Bekanntschaften
Stolz berichtete der Wuffi dem Schaf von den Abenteuern seiner
italienischen Reise und erzählte ihm von dem selbstherrlichen
Schnösel-Schwan, dem Struppi Rudolfo, dem schwarzen Federling Merlo und
dem dicken Bulli in den Weinbergen. Ebenso von Il Magnifico und seinem
literarisch-künstlerischen Kreis, dem Malerwuffi Antonio Allegri und
dem Architekten Dachshund Bernardo Buontalenti, dem sprechenden
Bronzejüngling auf seinem Podest über Firenze Magnifico, dem gebildeten
Umbertohund, der gummistiefeltragenden Esel Emma, dem Hundebademeister
Massimo und der süßen Westiedame, der er sein Seehündchen
Rettungsabzeichen verdankte, dem Geigenspielerhund Giuseppe, der
freundlichen Annabella, und der Schwarzbuntkuh Waltraut, von Schwester
Klara und Klarissa, dem heiseren Gallo Nero Brownie, dem Malerhund
Beato Angelico, dem frechen Fledermäuschen Malacoda und der weisen
Waldohreule Virgilia. Natürlich erzählte Muffin besonders stolz von
seiner Bekanntschaft mit Barry und den Bernhardinern, die ihm nach
seiner Heldentat das mit Rum gefüllte Ehrenfässchen für
Lawinenrettungsbernhardiner verliehen hatten.
Aber auch Malaletta, Malacodas Flugmausfreundin vergaß der Wuffi nicht
und die eingebildeten Schlips- und Kragenhunde in der großen Stadt, die
energische Nonnendogge Grazia und den kauzigen Malerhund Leo im Kloster.
Ebenso berichtete er von der Niederkunft der schwangeren
Langschwanzmaus Topolina und ihren drei Mäusebabys Minnie, Alvin und
Balu, dem Maulwurf Jonatan, dem Schweine-Igel und den
beiden Zirkus-Rüsseltieren Leila und Herkules, er erzählte von dem
wunderlichen Sommernachtshasentheater um Titania, Oberon und Puck, von
seiner unangenehmen Bekanntschaft mit den gemeinen Räubern Pitilius und
Cilianus und seiner Gefangenschaft im Verließ der Felsenstadt, wo ihn
der grimmige Polizeihund Zenturius eingesperrt und ihm die nette Ratte
Iphigenie am Ende zur Freiheit verholfen hatte.
Auch den Beaglepizzabäcker Barny und die Bobtail Hündin Adelheid und
ihren Gatten Alberto, denen das Ristorante ‚Adelheid e Alberto’
gehörte, indem Muffin seine mangelnden Kochkünste bewiesen hatte,
vergaß er nicht und die wilden Bullen, vor denen ihn die liebevolle
Braunbärin Mutzi gerettet hatte, nachdem sie Muffin für ihren Enkel
Bärtie gehalten hatte. Er erzählte von den merkwürdigen Tieren im
Wahrsagewald, dem Eichhörnchen Schattenschwänzchen, der uralten
Pfotenleseschildkröte Merline, dem Wahrsagewaldkauz Gandalf und der
fröhlichen Wanderratte Feivel. Muffin erwähnte die kleine Riesenmaus
die ihn in der Dunkelheit so erschreckt hatte, den schaurigen Raben
Nimmermehr und Irmi, das verirrte Irrlicht, sowie den verletzten
Entenvogel Duffy und die diebische Kofferklau Elster. Am Ende
berichtete Muffin noch von der Heldengämse Pauline und zeigte Shawn
stolz den Zeitungsartikel über Pauline und die Bergrettungshunde…
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